eve&rave Münster e.V.
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Drugchecking

 

Drugchecking (im englischsprachigen Raum „pill testing“ genannt) dient dem Zweck, gefährliche Substanzen oder ungewöhnlich hohe Substanzkonzentrationen in illegalen Rauschmitteln (zumeist Pillen) frühzeitig ausfindig zu mach-en und vor dem Konsum zu warnen. Die zu testenden Pro-ben sollten sowohl von den Konsumenten selbst (im Ideal-fall direkt vor Ort auf der Party, aber auch postalisch) einge-reicht werden können aber auch aus Beschlagnahmungen stammen, um auf eine möglichst umfangreiche und aktuelle Datenbasis zurückgreifen zu können.

 

 

Die Situation in Deutschland

 

In Deutschland ist Drugchecking politisch nicht gewollt, obwohl es von vielen Organisationen aus dem Bereich der Drogen-/Suchtprävention gefordert wird. Daher gab es in Deutschland bisher auch nur zwei Pilotprojekte.

Das erste Drugchecking-Projekt wurde von der DROBS Hannover (STEP) in Kooperation mit dem Niederländischen Institut für Alkohol und Drogen (Nederlands Instituut voor Alcohol en Drugs, NIAD), das die STEP mit Laborergebnissen aus den Niederlanden versorgte, von Ende 1994 bis Februar 2004 durchgeführt. Hierbei konnten die Konsumenten vor Ort auf der Party mittels eines unter Anleitung selbst durchgeführten Schnelltests und einer genauen Vermessung der vermeintlichen Ecstasy-Pille mit Hilfe der niederländischen Listen ihre Pille identifizieren. So konnten über viele Jahre über 90 % der in Niedersachsen kursierenden Ecstasy-Pillen identifiziert werden. Ab dem Jahr 2000 verschoben sich jedoch zunehmend die Vertriebswege hin zu anderen Staaten, so daß die niederländischen Listen immer weniger Treffer ergaben. Zuletzt konnten nur noch ca. 30 % der Pillen identifiziert werden und ab Februar 2004 war es dem niederländischen Institut aus rechtlichen Gründen gänzlich verboten, die Listen weiterhin herauszugeben. Damit versiegten die Informationsquellen der STEP und das Projekt mußte beendet werden.

Das zweite Projekt wurde von eve&rave e.V. Berlin in Kooperation mit der Charité (Berlin) von Februar 1995 bis September 1996 in Berlin durchgeführt. Hierbei sammelte eve&rave Berlin die Proben von den Konsumenten und übergab sie der Charité (Institut für Gerichtliche Medizin, Abtei­lung für Toxikologische Chemie) zur Analyse. In dieser Zeit wurden über 600 Ecstasy-Proben qualitativ und quantitativ analysiert (hier die Pillenwarnungen/-listen aus dieser Zeit und noch einige neuere). Das Projekt endete mit einer staatsanwaltlichen Ermittlung, bei der der Verein und das Institut frei gesprochen wurden. Jedoch schränkte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Charité anschließend derart ein, daß die Fortführung des Projektes nicht mehr möglich war.

 

Auch eve&rave Münster plädiert seit seiner Gründung im Jahr 1996 für Drug-checking und richtete bereits am 02.07.1997 in den Räumlichkeiten der Aidshilfe Münster e.V. zusammen mit der INDRO e.V. (Münster) und der Aidshilfe NRW e.V. (Köln) die 1. Deutsche Fachtagung „Ecstasy-Drug-Checking: Risikominderung oder falsche Sicherheit?“ in Münster aus.

Da – unserer Erfahrung nach – die meisten Konsumenten nicht gewillt sind, qualita-tiv „schlechte“ illegale Produkte zu konsumieren, was u.a. auch die hohe Nachfrage nach Drugchecking an unseren Info-Ständen auf Parties zeigt, hätte Drugchecking unserer Meinung nach die folgenden positiven Effekte:

1. Die Konsumenten würden für die Gefahren illegaler Rauschmittel sensibilisiert,

    da ihnen die Tests vor Augen führen würden, was sie im Begriff waren zu konsu-

    mieren.

2. Lebensbedrohliche Komplikationen, die aufgrund des Konsums verunreinigter,

    gestreckter oder hochdosierter Produkte sowie Substanzmixturen entstehen, wür-

    den vermindert.

3. Mittel- bis langfristig würde sich die Qualität illegaler Rauschmittel verbessern, da

    qualitativ schlechte Produkte zunehmend Absatzmärkte verlieren. Beimischungen

    von gefährlichen Substanzen würden unterbleiben bzw. sich reduzieren und die

    falsche Deklaration von Produkten (z.B. von Ecstasy-Pillen, die heutzutage häufig

    gar kein MDMA dafür aber eine ganze Palette anderer Substanzen enthalten

    können) würde sich verringern.

 

 

 

Welche Test-Optionen bleiben in Deutschland?

 

Apotheken:

In Deutschland können unbekannte Substanzen grundsätzlich in Apotheken zur Analyse abgegeben werden, auch wenn einige Apotheken aufgrund der unsicheren Rechtslage eine Annahme verweigern. Die Probe wird in der Apotheke analysiert oder zur Analyse an ein Labor weitergeleitet. Das Analyseergebnis beinhaltet jedoch nur die nachgewiesenen Substanzen, nicht aber deren Konzentrationen. Die Analyse ist anonym und kostet ca. 20 €. Apotheker unterliegen der Schweigepflicht!

Hier ein zweiseitiges Informationsblatt der Apothekerkammer Westfalen-Lippe:

Schnelltest:

Es besteht auch die Möglichkeit selbst einen Schnelltest durchzuführen (z.B. Marquis-Test auf MDMA, auch EZ-Test genannt). Diese Schnelltests können legal über das Internet oder in Head-/Smartshops erworben werden. Sie sind jedoch nur wenig aussagekräftig, da sie lediglich das Vorhandensein von bestimmten Substan-zen anzeigen, nicht jedoch deren Konzentrationen oder andere gefährliche Beimischungen.

 

Test-Reagenzien: Mit diesen Reagenzien kannst Du die Dir vorliegende Probe auf diverse Substanzen testen. Für einen eindeutigen Nachweis benötigst Du mehr als ein Reagenz.

         

Weitere interessante Produkte findest Du in unserem „Shop“! Sollten Dir hier keine Produkte angezeigt werden, deaktiviere deinen Ad-Blocker, erlaube Skripte oder ändere die Einstellungen deines Browsers!

Drugchecking in Deutschland:

Drugchecking ist in Deutschland zwar verboten, jedoch untersucht die BAS!S e.V. (Frankfurt a.M.) in Kooperation mit dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg zumindest „Legal Highs“ (auch bekannt als Räuchermischungen oder Badesalze) auf ihre Inhaltsstoffe und veröffentlicht die Ergebnisse auf ihrer Internet-seite.

 

Foren:

Man kann versuchen, sich in diversen Foren, wie z.B. eve&rave SchweizLand der Träume, Headspace.to oder XTC-Forum schlau zu machen. Dies sollte aber immer nur eine grobe Orientierungshilfe sein, die Drugchecking (bzw. das Recherchieren nach passenden Laborergebnissen) nicht ersetzen kann.

 

Will man genauer wissen, was die vorliegende Pille (oder auch Pappe usw.) enthält, muß man auf Drugchecking-Ergebnisse aus dem Ausland zurückgreifen. Die meisten für Deutschland relevanten Substanzwarnungen sind u.a. bei den Drug Scouts (Leipzig) und bei Partypack (Köln) abrufbar.

 

 

 

Die Situation im Ausland

 

Im Gegensatz zu Deutschland ist Drugchecking u.a. in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden erlaubt und wird seit Mitte der 1990er praktiziert. Die Ergebnisse können heutzutage (meist) auch auf die in Deutschland erhältlichen Produkte übertragen werden, da die Länder häufig über die gleichen Kanäle versorgt werden. Auf den folgenden Internetseiten können aktuelle Drugchecking-Befunde und Warnungen eingesehen werden:

 

 

Deutsch

 

Österreich:

- checkit! (Wien): Seit 1997 wird in ganz Österreich Drugchecking vor Ort (auf Par-

  ties) betrieben. Hast Du Substanzen zum Testen eingereicht, kannst Du die Ergeb-

  nisse auch später noch in einer Datenbank abfragen.

 

- MDA basecamp (Innsbruck): Das MDA basecamp der Drogenarbeit Z6 aus

  Innsbruck bietet seit März 2014 Drugchecking an. Aktuelle Substanzwarnungen

  findest Du hier.

 

Schweiz:

- eve&rave Schweiz (Solothurn): Der Verein führt Drugchecking seit Herbst 1996

  durch. Alle (auch ältere) Warnungen sind hier und hier zu finden.

 

- Safeparty (Zürich): Die Ergebnisse beruhen auf Untersuchungen in Clubs im

  Raum Zürich. Hierfür sind die Mitarbeiter der Jugendberatung Streetwork Zürich

  mit einem mobilen Labor vor Ort.

 

 

Englisch

 

USA:

- EcstasyData.org: Ein unabhängiges, laborbasiertes Drugchecking-Programm des

  Erowid Center, unterstützt durch Isomer Design und DanceSafe, mit einer umfang-

  reichen Datenbank.

 

 

Andere Sprachen

 

Niederlande:

- Drugs Informatie en Monitoring Systeem (DIMS): Hier sind auch die durch das

  Jellinek-Zentrum (Amsterdam) getesteten Substanzen gelistet.

 

 

Spanien:

- Ai Laket!! (Vitoria-Gasteiz, Álava)

- Energy Control (Barcelona)

 

 

Tschechische Republik:

- Universität Prag, Fakultät für Medizin, Abteilung Pharmakologie: Eine um-

  fangreiche „Pillenliste“ von 1996 – 2004.

 

 

Letzte Änderungen: 25.04.2020

Haftungsausschluß
Der gemeinnützige Verein eve&rave Münster e.V. möchte wertfrei über (Party-)Drogen aufklären und die damit verbundenen Risiken aufzeigen, sowie Tips im Fall von Notsituationen geben. Daher richtet sich der Inhalt dieser Seiten in erster Linie an Personen, die bereits Drogen konsumieren oder beabsichtigen dies zu tun. Er soll nicht als Konsumaufforderung mißverstanden werden!
Wenngleich die Informationen dieser Seiten nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt wurden, so können Fehler jedoch nicht ausgeschlossen werden. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch die Verwendung dieser Informationen entstehen!

Artikel, Studien und andere Organisationen zum Thema Drugchecking

 

Drug-Checking (Wikipedia)

 

Drugchecking-Initiative Berlin-Brandenburg

Zusammenschluß aus Initiativen und Verbänden der Bereiche Drogenarbeit, Sucht-medizin, Gesundheitsförderung, AIDS-Prävention und Politik. Ziel ist es, Drugcheck-ing in Deutschland wieder zu ermöglichen.

 

eve&rave e.V. Berlin

Informationen zum Thema Drugchecking.

 

T.E.D.I. (Trans European Drug Information) (Spanien)

T.E.D.I. ist ein Netzwerk aus europäischen Projekten, die Drugchecking anbieten. Die gewonnenen Daten werden in einem Monitoring- und Informationssystem gesammelt und der Öffentlichkeit in Form von „Trend Reports“ zugänglich gemacht.

 

Check!n (Portugal)

Mitglied des T.E.D.I.-Netzwerks.

 

Modus Vivendi (Belgien)

Mitglied des T.E.D.I.-Netzwerks.

 

Techno + (Frankreich)

Mitglied des T.E.D.I.-Netzwerks.

 

EMCDDA (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction)

Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht mit Sitz in Lissa-bon beschäftigt sich mit der Drogensituation in Europa. Das Aufgabengebiet umfaßt u.a. auch Informationen und Warnungen herauszugeben.

 

 

K.o.-Tropfen: Was war da in meinem Drink? (Zeit Online, 13.07.2019)

Ein Testarmband soll vor K.-o.-Tropfen in Getränken warnen. Wirksam schützen dürfte es kaum. Aber es zeigt, dass wir mehr über eine andere Droge reden müssen: Alkohol.

 

Reiner Stoff? Das erfahren Drogennutzer bald von offizieller Stelle (Welt.de, 28.06.2019)
Für viele Berliner gehören Drogen zum Feiern dazu. Doch der Stoff ist oft gefährlich gestreckt. Künftig können Konsumenten die Rauschmittel bei Beratungsstellen abgeben, um die Qualität zu prüfen. Kritiker sehen ein Konjunktur-Programm für Dealer.

 

„Drug-Checking“ in Berlin – Drogen im Club? Check! (taz.de, 26.06.2019)

Berlin soll eine offizielle Drogen-Check-Stelle erhalten. Illegale Drogen können dort überprüft werden, die Konsumenten bleiben anonym.

 

Drugchecking: "Wir vergeben kein Gütesiegel für sorglosen Drogengebrauch" (Zeit Online, 17.05.2019)

Drugchecking – das Prüfen von Drogen wie Ecstasy – soll in Berlin starten. Der Pharmazeut Tibor Harrach betreut das Projekt. Ist das Förderung für Dealer oder Prävention?

 

Drogencheck: Staatsanwalt setzt auf Apotheker (apotheke adhoc, 09.10.2018)

Berlin - Was tun, wenn besorgte Eltern mutmaßliche Drogen bei ihrem Kind entdecken und den Apotheker ihres Vertrauens um eine Untersuchung bitten? Die Pharmazeuten können gemäß Gesetz die verdächtige Substanz annehmen und zwecks Laboranalyse einschicken. Was viele nicht wissen ist, dass der Apotheker dabei keine polizeilichen Konsequenzen fürchten muss. APOTHEKE ADHOC hat mit Staatsanwalt Uwe Strewe von der Staatsanwaltschaft Erfurt und Apothekenleiter Jürgen Sawatzki von der Apotheke der LVR-Klinik Viersen gesprochen. Die Experten klären auf, wie und wo solche rauschgiftverdächtige Proben aus der Apotheke analysiert werden und wann sich der Apotheker strafbar machen könnte.

 

Gesundheitspolitik in Berlin – Drogen ab zum Test (taz, 24.09.2018)

Drug-Checking-Projekt soll laut Senat noch in diesem Jahr starten. Eine „Bietergemeinschaft aus der Suchthilfe“ interessiere sich für die Umsetzung.

 

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