Chemische Bezeichnung (IUPAC):
2-(Methylamino)-1-phenyl-1-propanon
Andere Bezeichnungen:
Methcathinon, N-Methylcathinon, Ephedron, (RS)-2-(Methylamino)-1-phenyl-pro- pan-1-on, (RS)-2-Methylamino-1-phenylpropan-1-on, (±)-2-Methylamino-1-phenyl-propan-1-on, α-Methylaminopropiophenon, α-(Methylamino)propiophenon, α-Me- thylaminopropiophenon-Hydrochlorid (als Salz), Monomethylpropion, (...)
Handelsnamen:
(keine)
Szenetypische Bezeichnung:
Bathtub Speed, CAT (Cat), Cadillac Express, Charlie, Cosmos, Ephedron, Gagers, Gaggers, Goob, Jee Cocktail, Jeff, Mulka, Speed (Verwechslungsgefahr mit Amphe- tamin oder Methamphetamin), The C, Wild Cat, Wonder Star, (...)
Methcathinon (häufig auch als CAT oder Ephedron bezeichnet) wurde erstmals 1928 synthetisiert und zählt zur Stoffgruppe der Phenylethylamine bzw. in- nerhalb dieser zu den Cathinonen. Es ist mit dem natürlich vorkommenden Cathinon des Kath- Strauchs (Catha edulis), dessen frische Blätter tra- ditionell in Teilen des Nahen Ostens und Ostafrikas konsumiert werden, aber auch mit dem Amphetamin (Speed) und Methamphetamin (Crystal) strukturell eng verwandt. Die psychoaktiven Wirkungen des Methcathinons und des Kath-Strauchs sind jedoch verschieden. Während die Wirkung des Kath- Strauchs, der neben Cathinon auch die psychoaktiven Substanzen Norephedrin und Norpseudoephedrin (Cathin) enthält, anregend und euphorisierend ist, ähnelt jene des Methcathinons hingegen eher bekannten hochpotenten (Psycho-)Stimulanzien wie Amphetamin, Methamphetamin oder auch Kokain. Der Wirkungsunterschied ist also in etwa mit den unterschiedlichen Wirkungen von aufbereitetem Kokain und dem frischen Pflanzenmaterial diverser Coca-Sträucher (Erythroxylum spp.) ver- gleichbar. Methcathinon unterdrückt als sympathomimetisch wirkende Substanz das Müdigkeits-, Hunger- und Durstgefühl und hat eine antriebs- und leistungssteigern- de sowie euphorisierende Wirkung.
Methcathinon wird aus Ephedrin oder Pseudoephedrin – Substanzen, die auch in diversen Pflanzen aus der Gattung der Meerträubel (Ephedra) enthalten sind – syn- thetisiert. Als Oxidationsmittel dient u.a. häufig Kaliumpermanganat (KMnO4), wel- ches bei mangelhafter Synthese und Aufreinigung des Endprodukts bei intravenö- ser (i.v.) Verabreichung zu einer Mangan-Vergiftung führen kann. Hierbei gelangt das Mangan oder genauer Mangandioxid über den Blutkreislauf ins Gehirn, wo es sich primär in den Basalganglien ablagert und zu einem parkinsonähnlichen Krank- heitsbild (z.B. verschiedene psychische und motorische Störungen) führt. Die durch eine Mangan-Vergiftung verursachten Schäden gelten als irreversibel.
Methcathinon ist ein chirales Molekül, d.h. es existieren zwei spiegelbildliche Konfi- gurationen. Studien zeigten, daß sowohl das D-Methcathinon [oder R(+)-Methcathi- non] als auch das L-Methcathinon [oder S(-)-Methcathinon] psychoaktiv sind, wobei die L-Form eine ca. 5-mal höhere Wirksamkeit besitzen soll. L-Methcathinon wurde 1957 patentiert, um es als Appetitzügler (Anorektikum) zu vermarkten. Aufgrund der großen Nebenwirkungen kam es jedoch nie zur Markteinführung.
Methcathinon wirkt an Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren. Zudem weist es eine starke Affinität zum Dopamin-Transporter (DAT) und Norepinephrin-Transporter (NET) auf, wodurch es als potenter Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (DRI) wirkt. Durch diese Mechanismen wird die Konzentration des erregenden Neurotransmit- ters Dopamin im Gehirn über das normale Maß hinaus erhöht. Im Vergleich zum Methamphetamin besitzt Methcathinon nur eine geringere Affinität zum Serotonin-Transporter (SERT).
In den 1930er- und 1940er-Jahren kam Methcathinon in der ehemaligen Sowjetun- ion als Antidepressivum unter dem Namen Ephedron zur Anwendung. Ab den spä- ten 1960er-Jahren bis in die 1980er-Jahre war es dort auch ein weitverbreitetes Rauschmittel, da es recht leicht in Heimlaboratorien herstellbar war. In den USA wird es seit den frühen 1990er-Jahren als billiger Methamphetamin-Ersatz illegal hergestellt. Nicht selten enden „Methcathinon-Parties“ erst nach 2- bis 6-tägigem (exzessivem) Konsum.
Seit dem 01.02.1997 unterliegt Methcathinon dem BtMG (Anlage I: Nicht verkehrs- fähige Betäubungsmittel). Herstellung, Einfuhr, Erwerb, Besitz und Weitergabe/Han- del sind strafbar!
Merkmale:
- Reines Methcathinon besitzt eine dunkle Farbe, einen pistazienartigen Geruch und
bitteren Geschmack.
- Methcathinon-Hydrochlorid, welches zumeist als Rauschmittel Verwendung findet,
ist ein kristallines, weißes Pulver.
Gebrauch:
- Methcathinon wird geschnupft, seltener geraucht, geschluckt oder intravenös (i.v.)
gespritzt. Von Injektionen ist grundsätzlich aus den verschiedensten Gründen ab-
zuraten! Zum Schlucken wird es zumeist mit Flüssigkeit vermischt. Beim Rauchen
gibt es verschiedene gängige Praktiken: pur in einer Crack-Pfeife oder vermengt
mit Tabak (als Zigarette) oder Tabak und Cannabis (als Joint).
- Dosierung: Geschnupft 50 – 70 mg; nie mehr als 300 mg pro Nacht!
Wirkung:
- Geschnupft tritt die Wirkung nach ca. 10 – 20 Minuten ein, geschluckt nach ca. 30
– 45 Minuten und geraucht und gespritzt binnen Sekunden.
- Die Wirkung hält bei Dosierungen von unter 30 mg ca. 3 – 5 Stunden an; bei ho-
hen Dosierungen von über 70 mg bis zu 24 Stunden.
- Die Wirkung von Methcathinon ist NICHT mit jener des Kath-Strauchs vergleich-
bar! Vielmehr ähnelt sie der Wirkung von antriebs- und leistungssteigernden Sti-
mulanzien wie Amphetamin (Speed), Methamphetamin (Crystal) oder auch Koka-
in. Sie wird meist als weniger intensiv wahrgenommen und ist häufig stärker eu-
- Es können erhöhte Wachheit, innere Unruhe, Euphorie, Enthemmung, Extrover-
tiertheit, erhöhte Empathie (aber auch Gewaltbereitschaft), ein gesteigerter Rede-
drang (Laber-Flash), Hyperaktivität und ein gesteigertes (aber auch vermindertes)
sexuelles Verlangen auftreten. Auch Halluzinationen sind möglich.
- Müdigkeit, Hunger und Durst werden unterdrückt. Außerdem können die folgenden
Symptome auftreten: erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie), erhöhter Blutdruck (ar-
terielle Hypertonie), Kopfschmerzen oder Migräne-Attacken, Bauch-/Magen-
schmerzen, Reizdarmsyndrom, Reizung der Schleimhäute, Gesichtsrötungen,
Schweißausbrüche, Muskelkrämpfe, motorische Unruhe und Zittern (Agitation),
Zähneknirschen (Bruxismus), undeutliche Aussprache, Konzentrationsstörungen,
Verwirrtheit, Angst und Paranoia.
- Einige Konsumenten berichten von vermehrtem Harndrang, häufig verbunden mit
dem Problem, trotzdem nicht zu können (Harnverhaltung).
- Nach dem Rausch kann es zu starker Erschöpfung, langandauerndem Schlafpha-
sen, exzessiver Nahrungsaufnahme (Polyphagie), langanhaltendem Nasenbluten
und depressiven Verstimmungen kommen.
Gefahren:
- Bedingt durch die u.U. subtiler wahrgenommene Wirkung (als z.B. Amphetamin),
besteht die Gefahr, daß übereilt nachlegt und hierdurch eine gefährliche Überdosis
aufgenommen wird. Diese kann sich in Form von Herzrhythmusstörungen, Magen-
beschwerden, innerer Unruhe und Schlafstörungen äußern. Beim Verdacht auf ei-
ne Überdosierung sollte medizinische Hilfe (z.B. Rettungsdienst) in Anspruch ge-
nommen werden.
- Methcathinon belastet das Herz-/Kreislaufsystem enorm.
- Es besteht ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Thromben (Blutgerinsel/Gefäß-
verschlüsse), wodurch es zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen kann.
- Bei erblich vorbelasteten Personen oder Personen mit einer labiler Psyche können
latente (verborgene) Psychosen zum Ausbruch kommen.
- Verglichen mit Kokain beschreiben einige Konsumenten die Wirkung von Methca-
thinon als noch stärker und das Suchtpotential als noch höher.
- Tests mit Versuchstieren lassen vermuten, daß das sogenannte „Craving“ (Sub-
stanzverlangen) auftreten kann, was auch von einzelnen Konsumenten bestätigt
wird.
- Rasch entwickelt sich eine Toleranz, wodurch höhere Dosen konsumiert werden
müssen, um die gleiche Wirkung wie zuvor zu erreichen.
- Ein langanhaltender und/oder hochdosierter Gebrauch von Methcathinon birgt
ähnliche psychische und physische Risiken wie ein gleichgearteter Konsum von
Amphetamin (Speed), Methamphetamin (Crystal) oder auch Kokain. Es können
sich riskante Konsummuster einschleichen und das Risiko eine psychische Abhän-
gigkeit zu entwickeln, ist sehr hoch.
- Ein langanhaltender und/oder hochdosierter Gebrauch kann teils schwerwiegende
körperliche Probleme wie z.B. fahle Haut, Akne, einen erheblichen Gewichtsver-
lust, geringe Herzfrequenz (Bradykardie), niedriger Blutdruck (arterielle Hypoto-
nie), Schweißausbrüche, motorische Unruhe und Zittern (Agitation), Tremor und
verzögerte Reflexe, Schleimhautentzündungen, Störungen oder gar Geschwüre
und andere Schäden im Magen-Darm-Trakt sowie Leber- und Nierenschäden (z.B.
Proteinurie) hervorrufen. Zudem können sexuelle Störungen, innere Unruhe,
Schlafstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, unsoziales Verhalten, Gefühlskäl-
te, Depressionen, Selbstmordgedanken und akute mentale Verwirrung (von leich-
ter Paranoia bis hin zu paranoiden Psychosen mit auditiven Halluzinationen) auf-
treten. Viele dieser Symptome verschwinden jedoch wieder relativ schnell nach-
dem der Konsum eingestellt wurde.
- Die Entzugssymptome ähneln jenen von Methamphetamin, sind jedoch nicht so
ausgeprägt wie diese.
- Methcathinon ist häufig stark verunreinigt. Wurde es mit Hilfe von Kaliumperman-
ganat hergestellt besteht bei intravenöser (i.v.) Injektion die Gefahr einer irreversi-
blen Mangan-Vergiftung mit parkinsonähnlichen Symptomen (z.B. verschiedene
psychische und motorische Störungen). Außerdem wird Methcathinon auch häufig
mit anderen gesundheitsschädlichen Substanzen erheblich gestreckt.
- Das Führen eines Fahrzeugs unter dem Einfluß von Methcathinon ist gefährlich
und wird mit dem Entzug der Fahrerlaubnis bestraft.
- Informationen zu den Nachweiszeiten von Methcathinon und anderen Substanzen
findest Du hier.
Safer Use:
- Methcathinon sollte möglichst genau dosiert werden.
- Lege nicht übereilt nach!
- Teile keine Konsumhilfen wie Schnupfröhrchen oder gar Spritzen. Hierdurch
kannst Du Dich mit gefährlichen Krankheiten wie Hepatitis oder HIV infizieren.
Nutze stets saubere Konsumhilfen (keine Geldscheine!).
- Vermeide unbedingt den Mischkonsum mit anderen Rauschmitteln:
- In Kombination mit Alkohol verstärken sich die Nebenwirkungen des Methcathi-
nons. Zudem steigt das Risiko für eine Alkoholvergiftung, da die Wirkung des Al-
kohols weniger stark wahrgenommen wird.
- In Kombination mit anderen sympathomimetisch wirkenden Rauschmitteln wie
z.B. Amphetamin (Speed), Methamphetamin (Crystal), MDMA (Ecstasy) oder Ko-
kain sowie mit therapeutisch eingenommenen Sympathomimetika oder bestimm-
ten Betablockern kann es zu einer starken Erhöhung der Dopamin-Konzentration
im Gehirn kommen. Hierdurch können starke Beeinträchtigungen in der Atmung
und erhebliche Belastungen des Herz-/Kreislaufsystems auftreten, was u.a. zu
Herzkrämpfen (Coronarspasmen) führen kann. In Kombination mit Kokain kann
es zu einem erheblichen Anstieg des Blutdrucks kommen. Derartige Kombinatio-
nen können im Extremfall tödlich enden!
- Da Methcathinon das Durstgefühl unterdrückt, kann dies schnell zu einer Dehydra-
tation führen. Trinke daher während des Rausches ausreichend antialkoholische
und coffeinfreie Getränke. Da Methcathinon jedoch auch zu Problemen beim Uri-
nieren führen kann, sollte man auch nicht zu viel trinken, da einem sonst der stän-
dige Gang zur Toilette, verbunden mit dem Kampf etwas herauszubekommen, den
letzten Nerv raubt.
- Methcathinon zehrt den Körper stark aus. Daher sind längere Konsumpausen zur
Regeneration ratsam. Außerdem sollte auf eine gesunde Ernährung mit ausreich-
end viel Vitaminen und Mineralstoffen geachtet werden.
- Personen mit psychischen Vorerkrankungen, Herz-/Kreislauferkrankungen sowie
Leber- oder Nierenschäden sollten kein Methcathinon konsumieren.
- Im Notfall den europaweit gültigen Notruf (Nummer: 112) anrufen. Schildere am
Telefon nur die Symptome und kläre den Rettungsdienst oder Notarzt vor Ort über
die konsumierten Substanzen auf. Sie unterliegen der Schweigepflicht!
Informationen zur Ersten Hilfe bei Drogennotfällen findest Du hier.
Letzte Änderungen: 31.03.2017
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