(Argyreia nervosa)
Chemische Bezeichnung des Hauptwirkstoffs (IUPAC):
(8β)-6-Methyl-9,10-didehydroergolin-8-carboxamid
Andere Bezeichnungen:
Ergin, Lysergsäureamid (LSA), D-Lysergsäureamid, (...)
Handelsnamen:
(keine)
Vorkommen des Wirkstoffs in der Natur:
Einige Arten aus der ca. 1700 Arten umfassenden Familie der Windengewächse (Convolvulaceae). In nennenswerten Konzentrationen kommt LSA u.a. in den Samen von Turbina corymbosa, der Himmelblauen Prunkwinde (Ipomoea tricolor) und Ipomoea violacea vor. Die Hawaiianischen Holzrose besitzt jedoch den mit Abstand höchsten Wirkstoffgehalt.
Szenetypische Bezeichnungen für die Samen:
Hawaiian Babies, (...)
Die Hawaiianische Holzrose (Argyreia nervosa; auch Ele- fantenwinde, Silberkraut oder im Englischen Elephant Cree- per, Hawaiian Baby Woodrose, Monkey Rose oder Woolly Morning Glory genannt) zählt zur Familie der Windenge- wächse (Convolvulaceae) aus der Ordnung der Nachtschat- tenartigen (Solanales). Sie ist eine ursprünglich aus dem tropischen Asien stammende mehrjährige Kletterpflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 10 m erreichen kann. Ihre bis zu 31 cm langen Blät- ter sind herzförmig und auf der Unterseite behaart, was ihnen einen silbrigen Schimmer verleiht. Die trichterförmigen Blüten sind lavendelfarben bis violett. Die beerenartigen Früchte enthalten in ihrer Samenkapsel bis zu vier braune, glatte Samen. Die Pflanze bzw. deren Zellen enthalten einen latexartigen Milchsaft.
Die berauschende Wirkung der Pflanze wurde erst in den 1960er-Jahren entdeckt und ist auf ihre Samen und Wurzeln beschränkt, die verschiedene Mutterkornalka- loide und unter diesen das Ergin (Lysergsäureamid, LSA) als psychoaktiven Haupt- wirkstoff enthalten. Die Wirkung von Ergin ist recht ähnlich wie die des LSDs (Ly- sergsäurediethylamid). Die Samen, die zumeist als Rauschmittel zur Anwendung kommen, enthalten bis zu ca. 0,3% Mutterkornalkaloide.
In Indien finden die Wurzeln der Unterart Argyreia nervosa var. speciosa schon lan- ge Anwendung in der ayurvedischen Medizin (z.B. als Nerventonikum, Verjüngungs- mittel und Aphrodisiakum, aber auch gegen Arthritis, Diabetes, Husten, Ejakulati- onsproblemen, Syphilis, Tuberkulose und Schwächezuständen). Eine Verwendung der Samen ist hingegen nicht überliefert.
Heutzutage ist die Hawaiianische Holzrose in den tropischen Gebieten Afrikas, Australiens, Floridas, Hawaiis, Indiens und Sri Lankas zu finden. Sie wird auch als Zier- oder Rauschpflanze gezüchtet. Als Zimmerpflanze bildet sie nur selten Blüten und somit auch keine psychoaktiven Samen.
Weder die Hawaiianische Holzrose noch deren Hauptwirkstoff Ergin unterliegen dem BtMG oder dem AMG (Stand: Mai 2015).
Merkmale:
- Braune, glatte Samen (in Hülsen) mit unangenehmem Geschmack.
Gebrauch:
- Die Hülsen und auch die auf den Samen befindliche weiße Schicht werden ent-
fernt, da Letztgenanntes Übelkeit hervorrufen kann. Die verbleibenden Samen
können direkt zerkaut oder zuvor gemahlen und mit Wasser vermischt getrunken
werden. Außerdem kann aus den Samen ein Auszug mit Wasser oder Alkohol
(z.B. Rum oder Wodka) hergestellt und nur die Flüssigkeit konsumiert werden.
- Eine gebräuchliche Dosis beträgt ca. 4 – 5 (maximal 8) Samen, was in etwa 2 g
entspricht. 13 – 16 Samen entsprechen der absoluten Maximalmenge, die nur von
erfahrenen Personen konsumiert werden sollte. Aufgrund der starken Schwankun-
gen im Wirkstoffgehalt kann bereits ein Samen eine deutlich spürbare Wirkung
hervorrufen!
Wirkung:
- Die psychedelische Wirkung tritt zwischen 30 Minuten und 2 Stunden nach dem
Konsum ein, erreicht ihr Maximum jedoch erst später. Der Rausch klingt nach ca.
4 – 8 (seltener 12) Stunden aus.
- Die Pupillen weiten sich und es können aufgrund der blutdrucksenkenden und ge-
fäßverengenden Wirkung Kreislaufprobleme (bis zum Blackout) und Durchblu-
tungsstörungen auftreten. Zudem sind körperliche Erschöpfung, ein vermindertes
Schmerzempfinden, Verstopfung oder Durchfall, Übelkeit, Brechreiz und Erbre-
chen möglich.
- Die Wirkung ist mit jener von LSD vergleichbar, jedoch scheinen die bewußtseins-
verändernde Wirkung (geistig-gedankliche Ebene) und die auditiven Halluzinatio-
nen stärker ausgeprägt zu sein, als die übrigen sensorischen (visuellen und takti-
len) Wahrnehmungsveränderungen oder Halluzinationen. Der Geist scheint wach-
er und euphorische Gefühle, farbenprächtige Visionen mit mystischem Charakter,
ein über mehrere Stunden anhaltendes Kribbeln im ganzen Körper sowie ein ver-
langsamtes Zeitempfinden können auftreten. Es sind jedoch auch Verwirrtheitszu-
stände, „Horror-Trips“ und Paranoia möglich.
- Nach dem Rausch kann ein Kater mit Gefühlen von Abgeschlagenheit und innerer
Leere auftreten. Das Schlafen scheint jedoch keine Probleme zu bereiten, wenn-
gleich auch noch am nächsten Tag (oder Tagen) allgemeines Unwohlsein, Übel-
keit, Verdauungsprobleme (Verstopfung, Durchfall und Blähungen) auftreten kön-
nen. Bei höheren Dosen sind zusätzlich leichte Trancegefühle oder Gefühlsver-
änderungen möglich.
Gefahren:
- Zwar besteht keine Gefahr einer körperlichen Abhängigkeit, jedoch ist bei häufi-
gem oder regelmäßigem Konsum eine psychische Abhängigkeit möglich.
- Der Rausch kann außer Kontrolle geraten und zu einem „Horror-Trip“ werden.
- Wie bei jeder psychedelischen Substanz können durch den Konsum latente (ver-
borgene) Psychosen zu Tage treten.
- Die Samen der Hawaiianischen Holzrose belasten die Leber stark!
- Überdosierungen können zu Ergotismus (Vergiftung durch Mutterkornalkaloide)
führen, bei der u.a. die blutdrucksenkende und gefäßverengende Wirkung zu ge-
fährlichen Herz-/Kreislaufkomplikationen führen kann.
- Da die Inhaltsstoffe der Hawaiianischen Holzrose Gebärmutterkontraktionen (We-
hen) auslösen können, sollten Schwangere auf deren Konsum verzichten, um
Frühgeburten zu vermeiden. Abgesehen davon sollten Schwangere generell auf
den Konsum von Rauschmitteln verzichten, um körperliche und psychische Schä-
den am Kind zu vermeiden.
- Das Führen eines Fahrzeuges unter dem Einfluß gleich welchem Rauschmittels ist
grundsätzlich gefährlich und kann – auch wenn dies nicht dem BtMG unterliegt –
bei Auffälligkeiten im Fahrverhalten oder anderen Ausfallerscheinungen nach
§ 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr) mit dem Entzug der Fahrerlaubnis bestraft
werden.
Safer Use:
- Will man die Samen der Hawaiianischen Holzrose konsumieren, sollte man die
Umgebung und den Zeitpunkt sorgfältig wählen:
- Konsumiere sie nur in guter physischer und psychischer Verfassung. Du solltest
fit und ausgeschlafen sein und keine größeren ungelösten Probleme im Kopf mit
Dir herumschleppen. Fühlst Du Dich nicht gut/bereit, bist unerfahren oder hast
psychische Probleme, ist die Gefahr etwas Negatives oder sogar einen „Horror-
Trip“ zu erleben deutlich höher. Versuche Dich immer auf etwas Positives zu kon-
zentrieren.
- Konsumiere sie nie alleine, sondern immer im Beisein von Freunden und/oder
anderen vertrauenswürdigen, erfahrenen Personen, die Dich auf Deiner Reise
begleiten.
- Konsumiere sie nur in einer angenehmen Umgebung.
- Vermeide – auch im Beisein von nüchternen Begleitern – potentiell gefährliche
Orte (Dächer, Klippen, Straßen, tiefe Gewässer, usw.).
- Dosiere vorsichtig und taste Dich langsam an die wirksame Dosis heran, da der
Wirkstoffgehalt – wie bei allen Naturprodukten – stark schwanken kann. Sei ge-
duldig bei der Wirkung, da die volle Wirkung erst nach Stunden einsetzt.
- Nicht auf nüchternen Magen konsumieren.
- Ausreichend lange Pausen beim Konsum einhalten, um die starken psychischen
Eindrücke verarbeiten zu können.
-
leben oder eine psychische Abhängigkeit zu entwickeln.
- Vermeide Mischkonsum:
- Wechselwirkungen mit anderen Substanzen sind bisher nicht bekannt, jedoch
nicht auszuschließen und nur schwer einzuschätzen.
- Cannabis soll die Wirkung verstärken.
-
kann die Risiken potenzieren.
- Personen mit Erkrankungen der Leber sollten die Samen der Hawaiianischen
Holzrose auf keinen Fall konsumieren, da die Inhaltsstoffe die Leber stark bela-
sten. Auch Personen mit Herz-/Kreislaufproblemen oder -erkrankungen setzen
sich einem erhöhtem Risiko aus.
-
Rauschmitteln negative Emotionen oder Panik erlebt, ist ein „Talking Down“, hilf-
reich, d.h. auf die Person beruhigend einwirken, ein Gefühl der Sicherheit vermit-
teln und sie nicht alleine lassen.
- Im Notfall den europaweit gültigen Notruf (Nummer: 112) anrufen. Schildere am
Telefon nur die Symptome und kläre den Rettungsdienst oder Notarzt vor Ort über
die konsumierten Substanzen auf. Sie unterliegen der Schweigepflicht!
Informationen zur Ersten Hilfe bei Drogennotfällen findest Du hier.
Letzte Änderungen: 22.09.2015
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