eve&rave Münster e.V.
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Muskatnuß

(Myristica fragrans)

 

Chemische Bezeichnung der Hauptwirkstoffe (IUPAC):

Elemicin: 5-Allyl-1,2,3-trimethoxybenzol

Myristicin: 6-Allyl-4-methoxy-1,3-benzodioxol

Safrol: 5-Allyl-1,3-benzodioxol

 

Andere Bezeichnungen:

Elemicin: Elemicin, 3,4,5-Trimethoxyallylbenzol, 3-(3,4,5-Trimethoxyphenyl)-1-pro-

                pen, 1-(3,4,5-Trimethoxyphenyl)-2-propen, 1,2,3-Trimethoxy-5-(2-prope-

                nyl)benzen, 1,2,3-Trimethoxy-5-(2-propenyl)benzol, (...)

Myristicin: Myristicin, 4-Methoxy-6-Prop-2-en-1-yl-1,3-benzodioxol, 1-Allyl-3-me-

                 thoxy-4,5-methylendioxybenzen, 5-Allyl-1-methoxy-2,3-(methylendi-

                 oxy)benzol, 5-Allyl-2,3-(methylendioxy)anisol, (...)

Safrol: Safrol, Safren, Shikomol, Rhyuno, 3,4-(Methylendioxy)allylbenzen, 3,4-Me-

            thylendioxy-allylbenzol, 3,4-Methylendioxyphenyl-2-propen, 3-Allyl-1,2-(me-

            thylendioxy)benzen, 5-Allyl-benzo[1,3]dioxol, 5-(2-Propenyl)-1,3-benzodiox-

            ol, (...)

 

Handelsnamen:

Naturprodukte (siehe unten), die von verschiedenen Herstellern vertrieben werden. Safrol ist u.a. auch in Root Beer und diversen Duftwassern enthalten.

 

Vorkommen der Wirkstoffe in der Natur:

Elemicin: Muskatnußbaum (Myristica fragrans) und Manilaelemibaum (Canarium luzonicum), dessen Baumharz (Elemi) als Räucherwerk verwendet wird

Myristicin: Muskatnußbaum (Myristica fragrans) und diverse andere Gewürze, wie z.B. Dill (Anethum graveolens), Liebstöckel (Levisticum officinale), Pastinaken (Pas- tinaca sp.), Petersilie (Petroselinum crispum) und einigen ätherischen Ölen aus der australischen Gattung Zieria

Safrol: Muskatnußbaum (Myristica fragrans) und einige meist tropische Pflanzen, wie z.B. Kampferbaum (Cinnamomum camphora), Cinnamomum parthenoxylon, Mexikanischer Blattpfeffer (Piper auritum), Sassafrasbaum (Sassafras albidum), Ocotea cymbarum, Ocotea odorifera, Ocotea sassafras und Pfeffer (Piper nigrum)

 

Szenetypische Bezeichnungen:
(keine)

 

Der Muskatnußbaum (Myristica fragrans) zählt zur Familie der Muskatnußgewächse (Myristicaceae) und ist auf den Banda-Inseln der südlichen Molukken und den nördlichen Molukken (auch Gewürzinseln genannt) beheimatet. Heut- zutage wird er auch in Afrika, in den tropischen Teilen Asi- ens und in Südamerika kultiviert. Er ist eine zweihäusige, immergrüne Pflanze mit einer Wuchshöhe von ca. 5 – 18 m. Die im reifen Zustand ockergelben bis orangefarbenen und birnen- bis kugelförmi- gen Balgfrüchte befinden sich an einem ca. 1 – 1,5 cm langen Stiel, sind ca. 8 – 10 cm lang und ca. 3,5 – 5 cm im Durchmesser. In den Früchten befinden sich zwei bis drei ca. 2 – 3 cm großen Samen, die von einem rötlichen, fleischigen und ölhaltigen Samenmantel (Arillus) umgeben sind.

Sowohl der Kern des Samens (die Muskatnuß; kurz: Muskat) als auch der Samen- mantel (auch Muskatblüte oder Macis genannt) finden als Gewürz, zur Gewinnung ätherischer Öle und als Rauschmittel Verwendung. In der traditionellen Medizin wur- de die Muskatnuß oder deren Öl als Aphrodisiakum, Hypnotikum, bei Krankheiten des Verdauungssystems und bei Hautkrankheiten wie z.B. Ekzemen oder Flechten verwendet. Im 19. Jahrhundert wurde sie u.a. als Abtreibungsmittel genutzt. Heut- zutage findet Muskatnuß keine medizinische Verwendung mehr.

Die psychoaktiven Inhaltsstoffe der Muskatnuß sind die Phenylpropanoide Elemicin, Myristicin und Safrol, die als delirante Halluzinogene wirken, wobei dem Myristicin gefolgt vom Elemicin die Hauptwirkung nachgesagt wird. Elemicin (Massenanteil in den Nüssen ca. 0,3 %) zählt innerhalb der Phenylpropanoide zu den Phenylprope- nen und wird im Körper vermutlich zu Trimethoxyamphetamin (TMA) verstoffwech- selt, welches strukturell dem Mescalin ähnelt und auch zu dessen Synthese ver- wendet werden kann. Myristicin (Massenanteil ca. 0,2 – 1,3 %) wirkt als MAO-Hem- mer und ähnelt strukturell dem Apiol, Safrol und MMDA. Safrol (Massenanteil ca. 0,2 %) ist strukturell mit MDMA (Ecsatsy) verwandt und besitzt einen charakteristi- schen anisartigen Geruch, weshalb es sowohl bei der Nahrungsmittelzubereitung als auch in der Parfümerie Verwendung findet. Zudem verleiht es dem US-amerika-nischen Root Beer seinen typischen Geschmack. Safrol ist jedoch schädlich für die Leber und Nieren und steht darüber hinaus im Verdacht mutagen und krebserre- gend zu sein. Daher ist Safrol in der gesamten EU kein zugelassener Lebensmittel-zusatzstoff und auch als Zusatzstoff in Tabak verboten. Da Safrol auch als Grund- stoff zur Synthese von MDMA, MDA und MDEA dienen kann, sind die Herstellung, der Erwerb, die Abgabe usw. ohne Genehmigung in der EU verboten und werden strafrechtlich verfolgt.

Die Wirkstoffe der Muskatnuß hemmen den Abbau von biogenen Aminen und diver- sen Neurotransmittern, wie z.B. Dopamin, Noradrenalin und Serotonin, wodurch die Wirkung dieser Substanzen an den Synapsen länger bestehen bleibt. Auch werden Symptome beschrieben, die auf eine anticholinergähnliche Wirkung (Hemmung des Neurotransmitters Acetylcholin im parasympathischen Nervensystem) von Elemicin und Myristicin schließen lassen. Die Wirkung von Muskatnuß ist relativ unkalkulier- bar (u.a. Euphorie, Delirium, Halluzinationen und eine teils über mehrere Tage an- haltende Wirkung). In der üblicherweise als Gewürz verwendeten Menge verursacht Muskatnuß jedoch keine berauschenden Zustände. Hierfür sind deutlich größere Mengen von Nöten, die eine Speise geschmacklich verderben würden. Aufgrund des in größeren Mengen brechreizerregenden Geschmacks und der unvorherseh- baren Wirkungen hat sich die Muskatnuß als Rauschmittel nie flächendeckend durchsetzen können. Es wird jedoch berichtet, daß sie in Teilen Indiens und Indone- siens – teils in Verbindung mit anderen Rauschmitteln wie Betel – seit Jahrhunder- ten als Rauschmittel geschnupft wurde. Und auch in der westlichen Welt gab es Phasen, in der Muskatnuß vermehrt zur Berauschung konsumiert wurde, beispiels- weise in der Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs.

Die Muskatnuß wird vermutlich seit dem 7. Jahrhundert medizinisch genutzt und ge- langte vermutlich um das 10. Jahrhundert mit den Kreuzfahrern nach Europa, wo sie als Gewürz und Medizin Verwendung fand. Ab 1512 begannen die Niederländer mit dem Muskatnußhandel, was einige Jahre später in einem erbitterten Krieg um dieses extrem lukrative Handelsgut zwischen den Briten, Niederländern, Portugie- sen und Spaniern entbrannte. 1621 gewannen die Niederländer diesen Krieg durch das Besetzen der Banda-Inseln – dem damals einzigen Ort, wo Muskatnußbäume und Gewürznelken wuchsen – und sicherten sich das Muskatnußmonopol bis 1770.

Als in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Muskatnuß zugeschrieben wur- de, daß sie das einzige wirksame Mittel gegen die Pest sei, stiegen die Preise bis in astronomische Höhen weiter. Kaufte ein Händler die Nüsse auf den Banda-Inseln, konnte er sie 600-fach teurer in England verkaufen. Im Jahr 1770 gelang es dann einem Franzosen einige Pflanzen nach Mauritius zu schmuggeln und dort Planta- gen anzulegen, womit das niederländische Monopol beendet war.

 

Muskatnuß unterliegt weder dem BtMG noch dem AMG (Stand: Mai 2015). Das stark psychoaktiv wirkende myristicinhaltige Öl befindet sich jedoch in einer recht-lichen Grauzone. Außerdem unterliegt der Inhaltsstoff Safrol der europäischen Überwachung, da er als Grundstoff zur Synthese einiger illegaler Drogen dienen kann.

In Saudi-Arabien ist die Muskatnuß aufgrund ihrer berauschenden Wirkung verboten.

 

Merkmale:

- Ganze Nuß oder gemahlenes Pulver, daß als Gewürz freiverkäuflich angeboten

  wird. Der Geschmack ist sehr intensiv und in größeren Mengen derart unange-

  nehm, daß es zu Brechreiz führen kann.

 

 

Gebrauch:

- Die wirksame Dosis liegt ungefähr bei 4 – 6 g Muskatnußpulver, das vorzugsweise

  in einen Getränk gemischt und getrunken wird.

- Muskatnuß kann auch verbrannt und inhaliert werden. Dies ist jedoch eine eher

  weniger verbreitete Methode. Auch das Schnupfen des Pulvers wird normalerwei-

  se nicht praktiziert.

 

 

Wirkung:

- Die Wirkung setzt nach ca. 45 Minuten ein und kann bis zu 12 Stunden (in sehr

  hohen Dosen auch mehrere Tage) anhalten. Die maximale Wirkung wird erst nach

  einigen Stunden erreicht.

- Aufgrund der starken, standortabhängigen Schwankungen im Wirkstoffgehalt der

  verschiedenen psychoaktiven Inhaltsstoffe kann die Wirkung von Muskatnuß sehr

  unterschiedlich sein.

- Die Wirkung scheint auch von Mensch zu Mensch verschieden zu sein. Während

  manch einer nichts verspürt, empfinden andere einen cannabisähnlichen Rausch,

  Euphorie oder erleben teils als sehr unangenehm empfundene Halluzinationen, die

  sich u.a. in Form von visuellen Verzerrungen äußern.

- Der unangenehme Geschmack kann zu Übelkeit und Erbrechen führen. Zudem

  können Mundtrockenheit, blutunterlaufene Augen, Dehydratation, Kopfschmerzen

  und andere Körperschmerzen, Herzrasen (Tachykardie), Schweißausbrüche,

  Schüttelkrämpfe (Konvulsion), Gleichgewichtsstörungen und Kollaps auftreten.

- Es können Gedächtnisstörungen, Desorientierung, intensive Angstgefühle, irratio-

  nales Verhalten und paranoide Zustände auftreten.

- In hohen Dosen (Angaben hierfür liegen bei 2 – 3 Nüssen oder ca. 20 g oder auch

  mehr) ist ein schweres Delirium mit Gedächtnisstörungen, Orientierungslosigkeit

  und Halluzinationen möglich, das über mehrere Tage anhalten kann.

- Nach dem Rausch sind starke Kopfschmerzen und Schlafstörungen möglich, die

  über Tage anhalten können.

 

 

Gefahren:

- Safrol steht im Verdacht mutagen und krebserregend zu sein. Zudem ist es (stark)

  leberschädigend und kann Herzbeschwerden hervorrufen.

- Myristicin kann Stoffwechselstörungen hervorrufen.

- 4 g Muskatnuß kann für Kleinkinder lebensbedrohlich sein und zwei Muskatnüsse

  sollen für ältere Kinder eine tödliche Dosis darstellen. Für Erwachsene ist es ver-

  mutlich schwer, sich eine tödliche Dosis zu verabreichen, da eine erhebliche Men-

  ge dieser brechreizerregenden Substanz aufgenommen werden müßte. Dennoch

  sind tödliche Überdosen möglich.

- Das Führen eines Fahrzeuges unter dem Einfluß gleich welchem Rauschmittels ist

  grundsätzlich gefährlich und kann – auch wenn dies nicht dem BtMG unterliegt –

  bei Auffälligkeiten im Fahrverhalten oder anderen Ausfallerscheinungen nach

  § 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr) mit dem Entzug der Fahrerlaubnis bestraft

  werden.

 

 

Safer Use:

- Wie bei allen Naturprodukten sollte auch Muskatnuß vorsichtig dosiert werden, da

  die Wirkstoffkonzentrationen stark schwanken können.

- Da die Inhaltsstoffe der Muskatnuß krebserregend sein könnten, leberschädigend

  sind und Herzbeschwerden und Stoffwechselstörungen auslösen können, sollte

  auf den übermäßigen Konsum verzichten werden.

- Schwangere sollten auf den Konsum von Muskatnuß verzichten. In geringen, zum

  Würzen üblichen Mengen soll es jedoch für das sich entwickelnde Kind ungefähr-

  lich sein. Trotzdem ist Vorsicht geboten.

- Im Notfall den europaweit gültigen Notruf (Nummer: 112) anrufen. Schildere am

  Telefon nur die Symptome und kläre den Rettungsdienst oder Notarzt vor Ort über

  die konsumierten Substanzen auf. Sie unterliegen der Schweigepflicht!

  Informationen zur Ersten Hilfe bei Drogennotfällen findest Du hier.

 

 

Letzte Änderungen: 17.03.2017

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