eve&rave Münster e.V.
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Kratom

(Mitragyna speciosa)

 

Chemische Bezeichnung der Hauptwirkstoffe (IUPAC):

Mitragynin: Methyl-(16E,20β)-9,17-dimethoxycoryn-16-en-16-carboxylat

7-Hydroxymitragynin: Methyl-(7α,16E,20β)-7-hydroxy-9-methoxy-16-(methoxyme-thylen)-1,2-didehydro-2,7-dihydrocorynan-17-oat

 

Andere Bezeichnungen:

Mitragynin: Mitragynin, 9-Methoxycorynantheidin, (2S,3S)-16,17-Didehydro-9,17-dimethoxy-17,18-seco-20α-yohimban-16-carbonsäuremethylester, (...)

7-Hydroxymitragynin: 7-Hydroxymitragynin, (...)

 

Handelsnamen:

(keine)

 

Vorkommen der Wirkstoffe in der Natur:

Der Kratom-Baum (Mitragyna speciosa).

 

Szenetypische Bezeichnung:
in Thailand szenetypisch: Goblin, P̄hī, (...)

in Thailand volkstümlich: Ithang, Kakuam, Krathom, Kratom, Thom, (...)

in Malaysia volkstümlich: Biak, Biak-Biak, Ketum, (...)

in Philippinen volkstümlich: Mambog, (...)

weitere volkstümliche Bezeichnungen: Gra-tom, Katawn, Kraton, Kutum, Mabog, Mitragyne, (...)

 

Der Kratom-Baum (Mitragyna speciosa; Syn.: Mitragyna reli- giosa oder Roter Sentolbaum), zählt – wie die Kaffeepflan- zen oder der Yohimbe-Baum – zur Familie der Rötegewäch- se (Rubiaceae) und ist in den Tieflandwäldern und morast- igen Gebieten Malesien (u.a Bismarck-Archipel, Borneo, Sü- den der Halbinsel Malakka/Thailand, Neuguinea, Philippinen und Sumatra) beheimatet. Der Kratom-Baum, der als Strauch oder Baum wächst, erreicht Wuchshöhen von 3 – 25 m. Die dunkelgrünen ovalen Laubblätter, die die psychoaktiven Inhaltsstoffe beinhalten und u.a. als Kra- tom bezeichnet werden, bestehen aus einem ca. 2 – 4 cm langen Stiel und einer Blattspreite von ca. 8,5 – 18 cm Länge und 5 – 10 cm Breite und können je nach Unterart grüne, rote oder weiße Blattvenen besitzen. Die Blüten sind intensiv gelb, 3 –  5 cm lang und stehen in kugelförmigen Blütenständen zusammen. Die länglich-ovalen, geflügelten Samen sind ca. 5 – 7 mm lang.

Die Blätter beinhalten ca. 40 verschiedene Wirkstoffe, wobei sich deren Konzentra- tionen in den verschiedenen Unterarten und standortabhängig unterscheiden kön- nen. Die psychoaktiven Hauptwirkstoffe der Blätter sind vermutlich das Mitragynin (mit ca. 66 % Gesamtalkaloidanteil der ehemals vermutete Hauptwirkstoff) und 7-Hydroxymitragynin (mit ca. 1,6 % Gesamtalkaloidanteil der derzeit vermutete Hauptwirkstoff), die bisher nur in dieser Pflanzenart nachgewiesen wurden. Neben diesen kommen aber auch noch andere aktive Alkaloide wie z.B. Ajmalicin (Rauba- sin; ein Hauptwirkstoff in der Indischen Schlangenwurzel Rauvolfia serpentina), Paynanthein, Rhynchophyllin (ein Calciumkanalblocker), einige Yohimbe-Alkaloide (wie z.B. Corynanthedin, Isomitraphyllin und Mitraphyllin) und 7-Hydroxy-Specioci- liatin (Hauptalkaloid der Samen) vor.

Mitragynin wurde erstmals 1907 isoliert, zählt zur Stoffgruppe der Indolalkaloide und ist strukturell nahe mit Psilocybin (Hauptwirkstoff psychoaktiver Pilze) verwandt. Der Wirkstoffgehalt der Blätter scheint – abhängig von Standort und Jahreszeit – ca. 0,25 – 6 % Mitragynin zu betragen (außerhalb der natürlichen Standorte, wie z.B. Gewächshäusern kann er auch gen Null tendieren). Mitragynin wirkt stimulierend (u.a. Erregung des sympathischen Nervensystems und der motorischen Zentren des Gehirns) und analgetisch (ähnlich wie das Opiat Codein, jedoch ohne viele sei- ner Nebenwirkungen). Zudem zeigt der Mitragynin antioxidative und antikarzinoge- ne Eigenschaften, ist recht gut verträglich und zeigt auch in hohen Dosierungen kaum toxische Effekte.

7-Hydroxymitragynin ist ein terpenoides Indolalkaloid, das agonistische Wirkung an bestimmten Opioid-Rezeptoren besitzt. Es hat eine starke analgetische Wirkung, die ca. 13-mal stärker (Tierversuch) ist als die des Morphins. Es wird vermutet, daß der Opioid-Effekt von Kratom primär auf diese Substanz zurückzuführen ist. In den Blättern scheint der Wirkstoffgehalt von 7-Hydroxymitragynin ca. 0,01 – 0,04 % zu betragen.

Die frischen Blätter des Kratom-Baums werden in Thailand (speziell im Süden der Halbinsel Malakka) und den benachbarten Ländern dieser Region traditionell bereits seit Tausenden von Jahren genutzt (gekaut). Sie finden u.a. auch (frisch oder ge- trocknet) Verwendung als Medizin gegen chronische Schmerzen, Durchfall, Fieber, vorzeitige Ejakulation, Wundbrand, Würmer und seit dem 19. Jahrhundert in Malay- sia und Thailand als Substitutionsmittel zur Behandlung Opioid-Abhängiger. Bei Ver- giftungen soll es ein gutes Magenmittel sein. Zudem soll es antidepressiv und aph- rodisierend wirken.

Da die Blätter oder das Harz des Kratom-Baums von Arbeitern und Bauern, die har- ter, monotoner Arbeit nachgehen, gegen Erschöpfung, zur Stimmungsaufhellung und als Schmerzmittel genutzt werden, werden Kratom-Konsumenten, trotz des Verbotes (in Thailand), von den Bewohnern dieser Regionen häufig nicht als Dro- genkonsumenten stigmatisiert oder diskriminiert. In einigen Teilen Süd-Thailands wird der tägliche Kratom-Konsum unter der männlichen Bevölkerung sogar auf über 70 % geschätzt.

Seit einiger Zeit werden im asiatischen Raum Mixturen unter dem Namen „4x100“ angeboten, die neben Kratom diverse andere berauschende aber teils auch sehr schädliche Inhaltstoffe aufweisen. Nach dem Konsum dieser Mixturen kam es be- reits zu Todesfällen.

 

Kratom (bzw. dessen psychoaktive Inhaltsstoffe) unterliegen nicht dem BtMG (Stand: Mai 2015). Sie unterliegen vermutlich auch nicht dem AMG, wobei dies auf- grund der für die Gesundheit zuträglichen Wirkung (z.B. Schmerzlinderung oder entzündungshemmende Eigenschaften) denkbar wäre. In diesem Fall könnte die unerlaubte Weitergabe oder der Handel strafbar sein.

In einigen anderen Ländern (z.B. Australien, Malaysia, Myanmar, Thailand und Viet- nam) ist Kratom jedoch verboten. In Thailand wurde Kratom aufgrund des Umge- hens der Opiumsteuer bereits 1943 verboten. Dort drohen je nach Menge hohe Ge- fängnisstrafen bis hin zur Todesstrafe! Allerdings wird seit 2013 die Legalisierung von Kratom diskutiert, da das thailändische Gesundheitsministerium vielfältige Nut- zen (u.a. beim Heroin- und Methamphetamin-Entzug) sieht und zudem das Sucht- potential als sehr gering bis nicht gegeben eingestuft wird.

 

 

Merkmale:

- Frische oder getrocknete Blätter (teils in Pulverform) mit bitterem Geschmack bzw.

  daraus hergestelltes Extrakt (Tee).

 

 

Gebrauch:

- Die frischen Blätter können gekaut, die getrockneten geraucht (z.B. Joint oder

  Bong) oder aus beiden jeweils ein Extrakt (u.a. Kratom, Niambog oder Mambog

  genannt) zubereitet und getrunken werden. Bei frischen Blättern werden die Blatt-

  venen vor dem Konsum entfernt. Der bittere Geschmack der Blätter kann Würge-

  reize hervorrufen.

- In Thailand werden von Kratom-Konsumenten für gewöhnlich ca. 10 – 60 (oder

  auch mehr) Blätter (ein Blatt ca. 2 g) über den Tag gekaut. Diese Konsumenten

  beginnen ca. um das 25. Lebensjahr und konsumieren meist für den Rest ihres Le-

  bens. Eine typische Dosis Mitragynin (ehemals vermuteter Hauptwirkstoff) soll bei

  ca. 15 – 65 mg liegen.

 

 

Wirkung:

- Beim Kauen der Blätter setzt die Wirkung nach ca. 5 – 10 Minuten ein.

- Die Wirkung von Kratom ist recht widersprüchlich. In geringen Dosen wirkt es –

  ähnlich dem Kokainstimulierend, aber auch euphorisierend (also antidepressiv)

  und aphrodisierend. In höheren Dosierungen wirkt es jedoch – dem Opium ver-

  gleichbar – dämpfend (jedoch ohne dessen atemdepressive Wirkung), weshalb es

  auch als Opium-Ersatzstoff Verwendung findet.

- Neben Übelkeit und Erbrechen (aufgrund der bitteren Blätter) können Appetitver-

  lust, Mundtrockenheit, Harndrang und seltener Herz-/Kreislaufprobleme, Schmer-

  zen in der Brust, Schwitzen, Zittern oder Krämpfe, Schwindel, ein Abgeschlagen-

  heitsgefühl über mehrere Stunden, Verwirrung und Psychosen auftreten. In selten-

  en Fällen können auch Halluzinationen auftreten.

- Nach dem Konsum kann es zu Schlafstörungen kommen.

 

 

Gefahren:

- Kratom ist nur wenig erforscht, scheint aber nur wenig toxisch zu sein: Zu Lang-

  zeitrisiken bei häufigem und/oder hoch dosiertem Konsum und mögliche Wechsel-

  wirkungen mit anderen Substanzen ist nur wenig bekannt.

  - Bei häufigem Konsum kann es zu dunkler Pigmentierung (Hyperpigmentierung)

    der Wangen oder des ganzen Gesichts kommen. Zudem sind Appetitlosigkeit und

    damit einhergehender Gewichtsverlust, Verstopfung (im schlimmsten Fall Darm-

    verschluß) und eine verzögerte Ejakulation möglich.

  - Häufiger und/oder langanhaltender Konsum kann zur Abhängigkeit führen, die

    der Abhängigkeit von Opiaten recht ähnlich ist. In einigen Fällen konnten psy-

    chische Veränderungen beobachtet werden.

  - Es können – wenn auch nur kurzzeitig und recht schwach – körperliche und psy-

    chische Entzugserscheinungen wie Gelenk- und Muskelschmerzen, Muskelzuck-

    ungen, eine triefende Nase, Durchfall, Reizbarkeit, Müdigkeit und Weinanfälle

    auftreten. Nach exzessivem Langzeitkonsum ähneln die Entzugserscheinungen

    eher einem Opiat- oder Opioid-Entzug. Hierbei sind starke Müdigkeit und Er-

    schöpfung, innere Unruhe und Nervosität, Schlaflosigkeit und Erkältungssymp-

    tome (laufende Nase und Niesanfälle) möglich, die nach 4 – 7 Tagen abklingen.

  - Es sind nur wenige Todesfälle in Verbindung mit Kratom dokumentiert, wobei bei

    allen auch andere Substanzen im Spiel waren.

- Das Führen eines Fahrzeuges unter dem Einfluß gleich welchem Rauschmittels ist

  grundsätzlich gefährlich und kann – auch wenn dies nicht dem BtMG unterliegt –

  bei Auffälligkeiten im Fahrverhalten oder anderen Ausfallerscheinungen nach

  § 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr) mit dem Entzug der Fahrerlaubnis bestraft

  werden.

 

 

Safer Use:

- Wie bei allen Naturprodukten kann auch bei Kratom Wirkstoffkonzentration der

  einzelnen Inhaltsstoffe – standortabhängig, jahreszeitlich und auch unterartabhän-

  gig – stark schwanken. Daher sollte man sich nach jedem Kauf wieder vorsichtig

  an die gewünschte Wirkung herantasten.

- Vermeide Mischkonsum:

  - In Kombination mit Stimulanzien wie z.B. Amphetamin (Speed), Coffein oder Ko-

    kain kann es zu einer Überstimulierung und hohem Blutdruck kommen.

  - In Kombination mit Alkohol, Benzodiazepinen, Opioiden oder anderen dämpfend/

    beruhigend wirkenden Substanzen kann es zu Atemnot kommen. Im Extremfall

    wäre auch eine lebensbedrohliche Atemdepression denkbar.

  - Die Kombination mit MAO-Hemmern ist besonders riskant.

- Im Notfall den europaweit gültigen Notruf (Nummer: 112) anrufen. Schildere am

  Telefon nur die Symptome und kläre den Rettungsdienst oder Notarzt vor Ort über

  die konsumierten Substanzen auf. Sie unterliegen der Schweigepflicht!

  Informationen zur Ersten Hilfe bei Drogennotfällen findest Du hier.

 

 

Letzte Änderungen: 12.10.2015

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