Verwendbare Substanzformen:
Gase, Aerosole, leicht flüchtige Flüssigkeiten, Flüssigkeiten, Lösungen, Emulsio-nen, lösliche Feststoffe, (...)
Verwendete Konsumhilfen:
Pulver, Ziehröhrchen, Spray, (Schnüffel-)Tuch, (...)
Medizinische Bezeichnung für die Verabreichung:
intranasal (in die Nase), pernasal (über bzw. durch die Nase), nasal (der Nase zu- gehörig; wird häufig auch fälschlich für die Verabreichung verwendet), (...)
Andere und szenetypische Bezeichnungen für die Verabreichung:
für Pulver: schnupfen, sniefen, ziehen, ruppen, (...)
für Schnüffelstoffe: schnüffeln, Chroming, Dusting, huffen, (...)
Werden feste, flüssige oder gasförmige Substanzen über die Nase (intranasal/pernasal) aufgenommen (geschnupft/geschnüffelt) treten sie zunächst mit der ca. 150 cm² großen Nasenschleimhaut und (tie- fer in der Nase) Riechschleimhaut in Kontakt. Nicht-gasförmige Sub- stanzen verweilen dort mehr oder weniger lange, werden dort ins Blut aufgenommen (resorbiert) und führen meist zu einer erhöhten Na-senschleimproduktion (natürlicher Reinigungsmechanismus der Na-se). Wird der Schleim hochgezogen und geschluckt, gelangt ein Teil der Substanz auch mit dem Rachenbereich der Mundschleimhaut in Kontakt. Wird der Schleim nicht sofort geschluckt, sondern in den Mund gezogenen, kommt die Substanz zusätzlich mit der ca. 200 cm² großen Mundschleimhaut in Kontakt, wo sie je nach Verweildauer und Kontaktfläche ebenfalls mehr oder weniger stark re-sorbiert wird. Die im geschluckten Nasenschleim verbliebene Substanzmenge wird dann schlußendlich über das Verdauungssystem resorbiert (siehe „Konsum über den Magen“).
Gasförmige Substanzen (Schnüffelstoffe) werden ebenfalls über die Nasenschleim- haut aufgenommen, jedoch gelangt auch ein größerer Teil in die Lunge, wo die Sub- stanz ebenfalls resorbiert wird (siehe „Konsum über die Lunge“). Auch die meisten Schnüffelstoffe erzeugen eine erhöhte Schleimproduktion in der Nase, insofern sie über diese inhaliert werden.
Für Infos zu gasförmigen Substanzen siehe „Konsum über die Lunge“.
Merkmale:
- Über die Nase können bestimmte Pulver (feinkristalline Substanzen) oder flüssige
Substanzen (in Form von Sprays) geschnupft sowie leicht flüchtige, flüssige oder
gasförmige Substanzen (Schnüffelstoffe) geschnüffelt werden.
Gebrauch:
- Pulver werden meist auf einer glatten, sauberen Unterlage (häufig ein Spiegel) mit
Hilfe einer Rasierklinge oder Plastikkarte zu einer bzw. mehreren Linien (auch „Li-
nes“ genannt) geformt und diese mit einem Ziehröhrchen oder einem Stück zu-
sammengerolltem Papier von ca. 5 – 10 cm Länge (Keine Geldscheine! Infektions-
gefahr!) mit einem kräftigen Zug durch ein Nasenloch geschnupft. Das andere Na-
senloch wird dabei zugehalten. Für gewöhnlich wird dies mit beiden Nasenlöchern
nacheinander durchgeführt. Es gibt aber auch Schnupfhilfen mit einem sogenann-
ten Portionierer. Hier befindet sich das Pulver in einem Reservoir und kann z.B.
durch drücken oder schütteln in die „Schnupfeinheit“ überführt werden.
- Nasensprays werden in die Nase gesprüht, wobei das jeweils andere Nasenloch
zugehalten wird. Zeitgleich zum Betätigen des Sprays atmet man durch das ent-
sprechende Nasenloch ein, wodurch der Flüssigkeitsnebel tiefer in die Nase ein-
dringt.
- Flüssige, leicht flüchtige Schnüffelstoffe werden entweder auf ein Tuch oder in ei-
ne Tüte o.ä. gegeben und dann durch den Mund oder die Nase inhaliert. Sie kön-
nen aber auch – je nach Behältnis – direkt aus der Flasche geschnüffelt werden.
Häufig handelt es sich um ätzende oder reizende Substanzen. Daher sollte der di-
rekte Kontakt oder gar das Verschlucken der Flüssigkeit vermieden werden!
Wirkung:
- Viele Substanzen verursachen ein mehr oder weniger starkes Brennen in der Na-
se und die Nasenschleimhaut reagiert meist mit einer vermehrten Schleimprodukti-
on.
- Die Anflutgeschwindigkeit von pernasal konsumiertem Pulver ist höher als beim
peroralem Konsum der gleichen Substanz, aber langsamer als das Rauchen oder
- Je länger die feste oder flüssige Substanz in der Nase verweilt, um so stärker ist
die Wirkung, da hochgezogener und geschluckter Nasenschleim erst im um eini-
ges später im Verdauungssystem resorbiert wird (siehe „Konsum über den Ma-
gen“). Die Substanzreste des im Mund behaltenen Nasenschleims werden über
die Mundschleimhaut vergleichbar schnell wie über die Nasenschleimhaut resor-
biert.
- Für flüssige, leicht flüchtige oder gasförmige Substanzen ist die Anflutgeschwin-
digkeit vergleichbar mit gerauchten Substanzen. Die Wirkung hält meist nur kurz
an. Unmittelbar nach dem Konsum können Kopfschmerzen, Nasenbluten, Husten,
Übelkeit und Erbrechen, leichte Benommenheit, Verwirrtheit und Konzentrations-
und Koordinationsstörungen auftreten. Zudem können diese Stoffe kurzzeitig zu
Krampfanfällen (z.B. Kehlkopfkrampf) und Reizungen der Haut und Schleimhäute
führen. Der Kater nach dem Rausch äußert sich häufig in Form von Kopfschmer-
zen und Konzentrationsstörungen.
Gefahren:
- Unsaubere Ziehröhrchen oder zusammengerolltes Papier (z.B. Geldscheine oder
Flyer) bergen das Risiko von übertragbaren Krankheiten (z.B. Hepatitis). Scharfe
Kanten (auch Papier) können die Nasenschleimhaut verletzten und so Keimen ei-
ne Eintrittspforte in den Blutkreislauf bieten.
- Häufiges Schnupfen kann die Nasenschleimhaut und Riechschleimhaut schädi-
gen. Je ätzender/reizender eine Substanz ist, um so schneller können auch irre-
versible Schäden entstehen. Die schädigende Wirkung einer Substanz kann noch
zusätzlich durch evtl. enthaltenes Glasmehl (was dem Aufrauhen der Nasen-
schleimhaut dienen soll, um die Resorption zu verbessern) oder auch schwerlösli-
che, scharfkantige Kristalle der Substanz verstärkt werden. Im schlimmsten Fall
kann nach längerer Konsumdauer u.a. auch die Nasenscheidewand perforiert
(durchfressen) werden.
- Wird die Substanz hochgezogen und im Mundraum behalten oder geschluckt, kön-
nen zusätzliche Schäden wie auch beim peroralen Konsum (siehe „Konsum über
den Magen“) entstehen.
- Schnüffelstoffe belasten das Herz-/Kreislaufsystem und können die Sauerstoffauf-
nahmefähigkeit der Lunge beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall auch blockie-
ren. Durch eine Sauerstoffunterversorgung drohen irreversible organische und
neuronale Schäden. Schlimmstenfalls sind Herz-/Kreislaufversagen, Atemdepres-
sion/-lähmung und/oder ein Sauerstoffmangel im Blut möglich, die jeweils tödlich
enden können (Sudden Sniffing Death Syndrome, SSDS).
- Regelmäßiger und/oder hochdosierter Konsum von Schnüffelstoffen kann je nach
Substanz zu Allergien, Verätzungen der Atemwege und Schäden an Lunge (siehe
auch „Konsum über die Lunge“), Leber, Nieren, Haut und Schleimhäuten führen.
Des weiteren können Durchblutungsstörungen, Muskelspasmen und Schädigun-
gen des Hör- und Gleichgewichtssinnes auftreten. Hinzu kommt, daß die zuneh-
mende neuronale Schädigung (besonders des Gehirns) zu Konzentrations- und
Gedächtnisstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, schweren Psychosen und
Demenz führen kann.
- Flüssige, leicht flüchtige oder gasförmige Substanzen können zusätzlich die Lunge
schädigen.
- Grundsätzlich können alle rauscherzeugenden Substanzen (und auch viele, der
evtl. enthaltenen nicht-rauscherzeugenden Beimischungen) auch alle Bereiche
des Körpers potentiell schädigen, da sie über den Blutkreislauf zu allen Körperzel-
len gelangen. Wie hoch die Dosis oder Konsumhäufigkeit hierfür sein muß, hängt
neben den spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Substanz auch von individu-
ellen Faktoren (z.B. genetische Ausstattung und hieraus resultierende mehr oder
weniger effizient arbeitende Schutzmechanismen oder Enzyme zum Abbau) sowie
den grundsätzlichen Lebensgewohnheiten (z.B. Ernährung oder Streß) ab.
Safer Use:
- Für Pulver und teilweise auch Sprays gilt:
- Nimm zum Schnupfen vorzugsweise dafür vorgesehene Ziehröhrchen und eine
saubere Unterlage (z.B. nicht von Toiletten-Oberflächen ziehen!). Nimm keine
Geldscheine und teile keine Konsumhilfen mit anderen, um Dich vor übertragba-
ren Krankheiten zu schützen.
- Beabsichtigst Du das Pulver nicht mit anderen zu Teilen, ist eine geschlossene
Schnupfhilfe mit Portionierer zu empfehlen, da hierdurch das Linienlegen auf po-
tentiell unsauberen Oberflächen entfällt. Diese Konsumhilfen verleiten durch ihre
einfache Handhabung jedoch auch dazu, häufiger zu konsumieren!
- Pulver sollten immer gut zerkleinert/zerdrückt werden, um scharfkantige Kristalle
zu minimieren und Klumpen in der Nase zu vermeiden.
- Tabletten eignen sich in der Regel nicht dafür, zerdrückt und geschnupft zu wer-
den, da sie u.U. Bindemittel enthalten.
- Im Pulver enthaltenes Glasmehl (dient dem Strecken, aber auch dem „Aufrau-
hen“ der Nasenschleimhaut) oder schwer bzw. unlösliche Salze können die Na-
senschleimhaut mechanisch schädigen. Um zu testen, ob derartige Stoffe in dem
Pulver enthalten sind, kann man eine kleine Menge des Pulvers in einer kleinen
Menge Wasser lösen. Lösen sich einige Bestandteile des Pulvers nur sehr lang-
sam oder bleiben sandige Krümel zurück, sind derartige Stoffe enthalten.
- Nach Möglichkeit sollte man sich bei Pulvern die Nase nicht Schnäuzen (oder zu-
mindest nur mit sehr wenig Druck), um sich die Substanzen und deren möglicher-
weise unlöslichen Bestandteile nicht in die Nasennebenhöhlen zu pressen
(Schnäuzen = Überdruck in den Nasennebenhöhlen). Besser Hochziehen
(Hochziehen = Unterdruck in den Nasennebenhöhlen) und Schlucken oder Aus-
spucken. Das gilt im Übrigen auch bei einem normalen Schnupfen!
- Nach dem Konsum empfiehlt es sich die Nase mittels einer Nasendusche zu rei-
nigen.
- Für Schnüffelstoffe gilt:
- Immer ausreichend Frischluft tanken, um einer Sauerstoffunterversorgung vorzu-
beugen und die Lunge zu entlasten.
- Niemals Tüten über den Kopf ziehen oder festsitzende Masken, die Mund und
Nase bedecken, verwenden. Im Fall einer Ohnmacht droht Tod durch Ersticken!
- Bei einer Überdosierung kann Hyperventilation (schnelles, tiefes Ein- und Ausat-
men) helfen, das Gas aus dem Körper zu treiben.
- Alle Schnüffelstoffe sind leicht entzündlich. Vergewissere Dich vor dem Konsum,
daß keine offene Flamme oder Zigarettenglut in der Nähe ist!
- Viele Schnüffelstoffe sind reizend oder gar ätzend (z.B. Poppers):
- Solltest Du Schnüffelstoffe versehentlich verschlucken, versuche auf keinen Fall
sie zu erbrechen, da dies (plus die Magensäure) die Speiseröhre und den Rach-
en ein zweites Mal angreift. In diesem Fall unbedingt den Rettungsdienst rufen!
- Solltest Du Schnüffelstoffe versehentlich in die Augen bekommen, mußt Du die-
se sofort gründlich ausspülen und einen Arzt aufsuchen. Dies gilt auch (sub-
stanzabhängig) für den Kontakt mit Schleimhäuten und der Haut.
- Personen mit Erkrankungen oder Vorschädigungen der Atemwege und/oder Er-
krankungen, die weitestgehend mit dem Herz-/Kreislaufsystem in Verbindung ste-
hen (insbesondere Herzrhythmusstörungen), sollten auf keinen Fall Schnüffel-
stoffe konsumieren.
- Im Notfall den europaweit gültigen Notruf (Nummer: 112) anrufen. Schildere am
Telefon nur die Symptome und kläre den Rettungsdienst oder Notarzt vor Ort über
die konsumierten Substanzen auf. Sie unterliegen der Schweigepflicht!
Informationen zur Ersten Hilfe bei Drogennotfällen findest Du hier.
Letzte Änderungen: 19.06.2017
Haftungsausschluß
Der gemeinnützige Verein eve&rave Münster e.V. möchte wertfrei über (Party-)Drogen aufklären und die damit verbundenen Risiken aufzeigen, sowie Tips im
Fall von Notsituationen geben. Daher richtet sich der Inhalt dieser Seiten in erster Linie an Personen, die bereits Drogen konsumieren oder beabsichtigen dies zu tun. Er soll nicht als
Konsumaufforderung mißverstanden werden!
Wenngleich die Informationen dieser Seiten nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt wurden, so können Fehler jedoch nicht ausgeschlossen werden. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden,
die durch die Verwendung dieser Informationen entstehen!