Sammelbegriff für verschiedene Substanzen
Mögliche Inhaltsstoffe:
Alkylnitrite wie Amylnitrit, Butylnitrit, Cyclohexylnitrit, Isoamylnitrit, Isopropylnitrit, Isobutylnitrit, (...)
Zusatzstoffe wie Aromen, Aceton, Chloroform, (...)
Andere Bezeichnungen (Medikament):
Aspiral®, Vaporole®, (...)
Andere Bezeichnungen (Poppers):
Markennamen wie Explosive, Flüssiges Gold, Hardware, Juice, Jungle Juice, Push, Rave, Rush, (...)
Szenetypische Bezeichnungen:
Poppers, (...)
Alkylnitrite wie z.B. Amylnitrit, Butylni- trit, Cyclohexylnitrit, Isoamylnitrit, Iso- propylnitrit oder Isobutylnitrit wurden früher u.a. teils als Medikament gegen Angina pectoris verwendet oder sind Inhaltsstoffe von Raumaromen und Tonkopf- und Lederreinigern.
Aufgrund ihrer luststeigernden Wir- kung werden diese leicht flüchtigen Substanzen auch aromatisiert und mit anderen Zusatzstoffen wie Aceton oder Chloroform versehen als Aphrodi- siaka in Sexshops unter dem Oberbe- griff „Poppers“ bzw. unter verschieden- en Markennamen als Schnüffelstoff in kleinen Fläschchen oder Ampullen illegal verkauft. Die Bezeichnung „Poppers“ kommt von dem Geräusch, das die Glasampullen gegen Angina pectoris früher beim Öffnen gemacht haben (engl. to pop = knallen).
Poppers unterliegen nicht dem BtMG. Der Besitz und Konsum ist nicht strafbar. Poppers unterliegen allerdings dem Arzneimittelgesetz (AMG). Daher sind die Wei- tergabe und der Verkauf ohne Genehmigung strafbar.
Merkmale:
- Kleine Fläschchen oder Ampullen mit gelblich brauner Flüssigkeit, meist mit fruch-
tigen oder süßlichen Aromen und anderen Zusatzstoffen wie Chloroform oder
oder Aceton versetzt.
- Poppers werden manchmal in Sexshops und im Internet illegal verkauft.
Gebrauch:
- Inhalation, meist direkt aus der Flasche oder von einem Tuch. Auf keinen Fall trin-
ken! Lebensgefahr!
- Seltener werden Poppers auch durch eine getränkte Zigarette inhaliert. Die Ziga-
rette auf keinen Fall anzünden, da Poppers leicht entflammbar sind!
Wirkung:
- Die Wirkung tritt einige Sekunden nach der Einnahme ein und hält ca. 1 – 3 Mi-
nuten (teilweise auch bis 10 Minuten) an.
- Es kommt aufgrund der gefäßerweiternden Wirkung zu einem schlagartigen Blut-
druckabfall, was kurzzeitig zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn führt (Bewußt-
losigkeit und Lähmungen sind möglich). Hustenreiz, Nasenbluten, Kopfschmerzen,
Schwindel, Übelkeit bis hin zum Erbrechen, eine Entspannung der Muskulatur,
Herzklopfen (Erhöhung der Herzschlagfrequenz) und eine Rötung des Gesichts
und Körpers bis hin zu Reizungen der Haut können die Folge sein.
- Das Schmerzempfinden sinkt kurzfristig und Berührungen werden intensiver wahr-
genommen. Es breitet sich ein Gefühl der Wärme bis hin zur Hitze aus. Euphorie
und starke Glücksgefühle stellen sich ein. Hemmungen fallen und die sexuelle
Lust ist gesteigert (aphrodisierende Wirkung). Der Orgasmus kann intensiver er-
lebt werden.
- Die akustische und visuelle Wahrnehmung kann kurzzeitig intensiviert sein. Viele
Konsumenten berichten von gelben oder violetten Strukturen im Sehfeld, die auch
einige Minuten nach dem Konsum bestehen bleiben.
- Die entspannende Wirkung soll das Eindringen beim Analverkehr erleichtern.
- Reizungen der Schleimhäute sind möglich.
- Am nächsten Tag können Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen auftreten.
Gefahren:
- Der dauerhafte Konsum von Poppers kann zu einer psychischen Abhängigkeit
führen.
- Nach der Einnahme kann es aufgrund des starken Blutdruckabfalls zum Kreislauf-
kollaps bis hin zur Bewußtlosigkeit und Koma kommen. Der daraus resultierende
Sauerstoffmangel im Gehirn kann zu bleibenden neuronalen Schäden (z.B. Ge-
dächtnisstörungen oder auch Lähmungserscheinungen) führen. U.a. Personen mit
Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (siehe Safer Use) sollten Poppers auf
keinen Fall konsumieren, da es zum Atem- oder Herzstillstand kommen kann!
- Einige Konsumenten berichten bereits nach einmaligem Konsum von sehr lang
anhaltenden Sehstörungen.
- Langfristiger Gebrauch kann zu bleibenden neuronalen Beeinträchtigungen wie
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, einem verminderten Reaktionsvermö-
gen oder sogar epileptischen Anfällen führen. Es können Verätzungen der Nasen-
schleimhäute, Schädigungen der Atemwege, Herzrhythmusstörungen, Leber- und
Nierenschäden, erektile Dysfunktion (Impotenz) und Schwächungen des Immun-
systems auftreten.
- Dauerhafter Sex auf Poppers kann dazu führen, daß man ohne nicht mehr kann
(oder will). Immer Kondome verwenden und möglichst vor dem Konsum von Pop-
pers überziehen.
- In einigen Poppers wurden zusätzlich gesundheitsgefährdende Verunreinigungen
nachgewiesen.
- Butylnitrit steht im Verdacht krebserregend zu sein.
- Die Standard-Drogenschnelltests erfassen keine Poppers. Dies ist jedoch keine
Einladung unter dem Einfluß von Poppers Auto zu fahren. Das Führen eines Fahr-
zeugs unter dem Einfluß von Poppers ist gefährlich und kann mit dem Entzug der
Fahrerlaubnis bestraft werden.
- Informationen zu den Nachweiszeiten von Poppers und anderen Substanzen
findest Du hier.
Safer Use:
- Poppers nicht allein konsumieren und möglichst nicht stehen, um unkontrollierten
Stürzen bei Kreislaufproblemen vorzubeugen.
- Vorsichtig antesten und nicht gleich nachlegen. Dies erhöht die Gefahr eines
Kreislaufkollaps!
- Übertreibe es nicht! Auch bei einem 2-Minuten-Rausch gibt es ein „zu oft“ und ein
„zu viel“.
- Zwischendurch ausreichend frische Luft (Sauerstoff) tanken.
- Das Inhalieren von einem Tuch mindert die ätzende Wirkung auf die Nasen-
schleimhäute etwas.
- Bei geringfügigen Überdosierungen treten Kreislaufprobleme auf. Geh an die fri-
sche Luft und leg die Beine hoch!
- Bei Sehstörungen auf keinen Fall weiter konsumieren und einen Arzt aufsuchen.
- Treten blaue Verfärbungen an Haut oder Schleimhäuten auf, ist dies das Anzei-
chen einer Zyanose. In diesem Fall sofort einen Arzt verständigen!
- Poppers immer gut verschlossen, dunkel und kühl (am besten im Gefrierfach) la-
gern. Poppers zersetzen sich schnell bei Zimmertemperatur und Kontakt mit der
Luft. Frische Poppers riechen nur schwach chemisch und – je nach Zusätzen –
fruchtig. Die Zersetzungsprodukte in alten Poppers stinken!
- Poppers sind leicht entflammbar! Vermeide die Flüssigkeit oder deren Dämpfe mit
Feuer oder Glut in Kontakt zu bringen. Es besteht Brand- bzw. Explosionsgefahr!
- Poppers nie zusammen mit anderen Drogen konsumieren, da bereits Poppers
allein das Herz-Kreislaufsystem sehr stark belasten:
- Poppers in Verbindung mit Alkohol und/oder Cannabis belasten das Herz-Kreis-
laufsystem zusätzlich. Schwindel, Übelkeit und Erbrechen können die Folge sein.
- Poppers in Verbindung mit leistungssteigernden Substanzen (z.B. Amphetamin,
Kokain, MDMA, Methamphetamin, usw.) erhöhen das Risiko von lebendbedroh-
lichen Herz-Kreislaufversagen. Unangenehme Schwindelgefühle können ver-
mehrt auftreten.
- Poppers in Verbindung mit anderen dämpfenden Drogen (z.B. Opioide, Ketamin
und GHB/GBL/BDO) oder einigen Medikamenten (z.B. Benzodiazepine) erhöhen
das Risiko von Atemstillstand, Bewußtlosigkeit und auch Koma erheblich.
- Bei Poppers und verschiedenen Potenzmitteln aus der Gruppe der Phosphodi-
esterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) wie z.B. Avanafil (Spedra®), Sildenafil (Vi-
agra®), Tadalafil (Cialis®) und Vardenafil (Levitra®) kann es aufgrund eines star-
ken Blutdruckabfalls zu einem lebensbedrohlichen Herz-Kreislaufversagen kom-
men.
- Poppers in Verbindung mit verschiedenen anderen Medikamenten z.B. gegen
niedrigen Blutdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Angina pectoris, Atemwegser-
krankungen und Epilepsie können ebenfalls zu einem lebensbedrohlichen Abfall
des Blutdrucks führen.
- Poppers in Verbindung mit einigen Medikamenten gegen Halsschmerzen, die
Benzocain oder Sulfonamide beinhalten, können zu einer Sauerstoffunterversor-
gung des Blutes, gefolgt von Bewußtlosigkeit führen.
- Personen mit Atemwegs-, Gefäß- oder Herz-Kreislauferkrankungen, niedrigem
Blutdruck, Anämie, Epileptiker und Schwangere (auch während der Stillzeit) sollten
auf KEINEN Fall Poppers konsumieren. Dies kann zu lebensgefährlichen Kompli-
kationen führen bzw. das Kind schädigen!
- Poppers niemals trinken! Schwere Verätzungen sind die Folge! Sollte dies den-
noch passiert sein, sofort reichlich Wasser zum Verdünnen trinken. Versuche nicht
Poppers wieder zu erbrechen, da dies die Speiseröhre ein zweites Mal verätzt.
Verständige umgehend einen Arzt.
- Beim Kontakt mit Augen und Schleimhäuten (evtl. auch der Haut) sofort ausgiebig
ausspülen und einen Arzt aufsuchen, um die Verätzungen zu behandeln!
- Im Notfall den europaweit gültigen Notruf (Nummer: 112) anrufen. Schildere am
Telefon nur die Symptome und kläre den Rettungsdienst oder Notarzt vor Ort über
die konsumierten Substanzen auf. Sie unterliegen der Schweigepflicht!
Informationen zur Ersten Hilfe bei Drogennotfällen findest Du hier.
Letzte Änderungen: 18.01.2016
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